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14.04.2022

Amriswil schafft Platz und Fakten

Stadt, Volksschulgemeinde und die vier Kirchen koordinieren gemeinsam die Hilfe für aktuell rund 100 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.


Eine Luftaufnahme der Stadt Amriswil von der Egg her gesehen, ganz in die Farben der ukrainischen Flagge getaucht. Bild: Manuel Nagel

Bericht: Thurgauer Zeitung online, Manuel Nagel - 14.04.2022

Daniela Di Nicola macht keinen Hehl aus ihrem Dilemma und gibt offen zu, dass es aus ihrer Sicht nicht empfehlenswert sei, Flüchtlinge bei Gastfamilien unterzubringen. Und dennoch sagt sie: «Ich bin diesen sehr dankbar und zum Glück gibt es solche Familien, denn sie verschaffen uns nun einen Puffer.»

Mit uns meint Di Nicola die Stadt Amriswil. Für diese sei das enorm wichtig, denn bis Ende Mai könnte Amriswil gemäss Verteilschlüssel des Kantons 100 Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen müssen. Ob so viele kommen, ist wieder eine andere Frage. «Aber wir müssen auch für ein Notfallszenario gerüstet sein, wenn wir innert weniger Tage zu den bestehenden aktuell 37 registrierten Flüchtlingen weitere 63 unterzubringen haben», sagt Stadtpräsident Gabriel Macedo am Mittwochmorgen an der Medienorientierung, an der auch Vertreter der Schule und der Kirche teilnehmen.

Stadt muss flexibel und schnell reagieren können

Für Macedo war es wichtig, dass die Rollenverteilung dieser drei Körperschaften klar geregelt ist. Die Stadt sei verantwortlich für die Registrierung dieser Menschen, deren Unterbringung und letztlich die Unterstützung, was sowohl finanzielle wie auch höchstwahrscheinlich integrative Massnahmen bedeute.

Mit der Unterbringung und der zusätzlichen Einrichtung des Wohnraums sei die Stadt zum ersten Mal konfrontiert, sagt Stadträtin Di Nicola. Bis anhin sei stets die vom Kanton beauftragte Peregrina Stiftung dafür verantwortlich gewesen, doch diese wäre mit der Flut von Leuten überlastet, erklärt Daniela Di Nicola. Also wurde die Stadt aktiv und kontaktierte diverse Liegenschaftsverwaltungen und gab auch gleich die Bedingungen durch. «Denn wir haben strikte Richtlinien, was wir bezahlen können», sagt die Stadträtin. Zudem müssten diese Wohnungen auch flexibel und schnell zu mieten sein. Es bringe nichts, wenn die Stadt bereits jetzt Wohnungen für 100 Personen anmiete, diese aber letztlich gar nicht kommen, so Di Nicola. Trotz dieser Einschränkungen, sagt sie, hätten sich doch einige Vermieter gemeldet, die ihren leeren Wohnraum zur Verfügung stellen würden.

Das mit dem leeren Wohnraum ist wortwörtlich gemeint und stellt die Stadt vor eine weitere Herausforderung. Denn dies bringt neue Probleme mit sich, weil die Stadt zwar schnell Wohnungen anmieten kann, diese aber ebenso schnell möblieren muss. «Dazu brauchen wir Raum, um all die Gegenstände zu lagern», sagt Daniela Di Nicola, allenfalls sogar für mehrere Dutzend Wohnungen.

Die vier Amriswiler Kirchen schaffen Begegnungsorte

Und hier setzt auch die Zusammenarbeit mit den Amriswiler Landeskirchen, der Chrischona und Heilsarmee ein. Einerseits helfen diese mit bei der Beschaffung von Möbeln, andererseits stellt zum Beispiel die Katholische Kirchgemeinde ihr Stefanshöfli als Lagerraum zur Verfügung. Ab nächster Woche starten Stadt und Kirchen dann den Aufruf, ab dem 28.April kann man Sachen anliefern. Die Stadt koordiniert alles und erstellt auch eine Inventarliste.

Andererseits bieten die vier Kirchen auch integrative Angebote, «die aber nicht nur von ukrainischen Menschen genutzt werden können», betont Claudia Schindler, wie etwa das Welcome Café der Chrischona. Die Evangelische Kirchgemeinde organisiert Begegnungsnachmittage, die Katholiken Bastelnachmittage für Kinder und Kaffeetreffs für Erwachsene. Die Angebote werden auf den jeweiligen Websites veröffentlicht.

Die Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri startet am Dienstag nach den Ostern mit einer Integrationsklasse sowohl in der Primar- wie auch in der Sekundarschule, wie Präsident Michael Stäheli sagt. Man wolle keinen Schnellschuss machen und Kinder bereits in Klassen platzieren, die dann allenfalls wieder umziehen. Man wolle den Kindern einen möglichst stabilen Rahmen bieten.