News Kirchstrasse

10.12.2019

Besuch in der Schulstiftung Glarisegg

Wer als Lehrperson arbeitet, sieht sich irgendwann mit der „Schulstiftung Glarisegg“ konfrontiert. Sei es, weil im Stellenanzeiger immer wieder einmal Stellen ausgeschrieben sind, sei es, weil es bei Kindern aus der Schulgemeinde oder gar aus der eigenen Klasse zur Diskussion steht, ob die Glarisegg eine Option wäre, sei es, weil man als Thurgauer dem Untersee entlang mit Zug oder Auto fährt und sich über die einmalige Lage dieser Einrichtung direkt am See wundert.


Besucht man die Schulstiftung Glarisegg auf der Webseite, dann vermitteln einem die Bilder eine Idylle am See, einen Hort für Jungs, die dort nach allen Regeln der Kunst eine Schule, sehr oft auch ein Zuhause finden, das sich ganz auf die Bedürfnisse dieser Kinder ausrichtet. Aber zugegeben; wer wie ich schon einige Jahrzehnte als Lehrperson arbeitet, weiss sehr gut, dass die Glarisegg jener Ort ist, an dem Jungs, die durch alle Netze und Maschen fallen, eine weitere Chance erhalten, eine Hoffnung, dereinst nach der offiziellen Schulzeit einen sicheren Platz in der Gesellschaft zu finden. Hier die Idylle auf den Fotos der Internetseite, dort die Ahnung, wie viel Leid in der Karriere eines Kindes steckt, bis ein Übertritt in die Schulstiftung Glarisegg erfolgt.

Ein Mittwochnachmittag als schulinterne Fortbildung stand für die Lehrkräfte der Schuleinheit Kirchstrasse ganz unter dem Thema „Was ist die Schulstiftung Glarisegg?“ Ist es jene Idylle, die sich auf den Fotos zeigt oder das „Schreckgespenst“, jene letzte Möglichkeit, wenn alle anderen Stricke reissen? Wie ist der Weg von der Regelschule in eine Sonderschule? Welche Herausforderungen bestehen für die Mitarbeitenden der Glarisegg und welche Handlungsmöglichkeiten haben sie im Umgang mit ihren Schülern?

Die Glarisegg ist eine Schulstiftung für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche im ganzen Schulalter mit einer aus dieser Verhaltensauffälligkeit resultierenden Lernbeeinträchtigung. Die Einrichtung bietet ca. 50 Jungs einen Schul- und teilweise Wohnort an. Die Schulstiftung Glarisegg bemüht sich auf eindrückliche Weise, auf die ganz besonderen Bedürfnisse dieser Kinder einzugehen. Eine Arbeit, die ausgesprochen viel Geduld und Zuwendung erfordert, eine Arbeit, die besonderen Enthusiasmus und Empathie benötigt und für die Mitarbeitenden eine hohe Herausforderung darstellt.

In ganz direkten Begegnungen mit Lehrpersonen und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bekam das Kirchstrasse-Team einen intensiven Einblick in die Arbeit an der Glarisegg. Und ganz zum Schluss die Einsicht, dass aller Erfolg im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit besonderen Verhaltensauffälligkeiten nur auf der Beziehung zwischen Betreuenden, Lehrpersonen und Betroffenen funktionieren kann.

 

Text: Gallus Frei

Fotos: Glarisegg