News Sekundarschule Grenzstrasse

27.02.2017

Lift ist ihr Aufzug

Die Oberstufenschülerin Tharmini Uthayakumar lebt erst seit zwei Jahren in der Schweiz. Dank des Projekts Lift hat sie dennoch gute Chancen im Berufsleben.


Tharmini Uthayakumar deckt den Tisch im Rittersaal des Wasserschlosses Hagenwil ein, wo sie am Wochenende arbeitet. (Bild: Manuel Nagel)

Bericht: Tagblatt online, 25.02.2017 - Manuel Nagel

«Am 9. November 2014 war es, das weiss ich noch ganz genau», sagt Tharmini Uthayakumar. Den Tag, als sie in die Schweiz kam und nach über vier Jahren ihren Vater wieder in die Arme schliessen durfte, vergisst die heute 16-Jährige nicht mehr.

Es sei auch der Tag gewesen, als sie nichts mehr zu befürchten hatten als Familie, sagt Tharmini. Der Vater war vor sechs Jahren schon von Sri Lanka hierher geflüchtet, durfte seine Frau und die drei Mädchen dann in die Schweiz nachziehen.

Zuerst wohnte die Familie vier Monate in Bürglen, bevor sie dann nach Amriswil zog. Hier wurde Tharmini, die mittlere der drei Schwestern, auch eingeschult. Im ersten Schuljahr lernte sie morgens Deutsch in der Einführungsklasse für Fremdsprachige, am Nachmittag besuchte sie die Regelklasse in der Sekundarschule Grenzstrasse.

Dort traf Tharmini auf ihre beste Freundin Sandra. Diese nahm das Mädchen aus Sri Lanka mit ins Handballtraining. «Da kann ich nicht nur Sport machen, ich lerne auch besser Deutsch zu sprechen», meint Tharmini.

«Die Sprache ist oft mit ein Grund, weshalb Jugendliche Mühe haben beim Eintritt ins Berufsleben», sagt Hans-Ulrich Giger, Schulleiter der Sekundarschule Grenzstrasse. Er nennt noch andere Ursachen: «Ungenügende Schulleistungen, Motivationsprobleme, wenig Unterstützung von zu Hause.»

Seit über sechs Jahren eine Erfolgsgeschichte

Seit 2010 bietet die Volksschulgemeinde Amriswil deshalb das «Jugendprojekt Lift» an. Für Giger ist es angesichts dessen, dass man sich bereits im siebten Jahr befindet, kein Projekt mehr, sondern Programm (siehe Box).

Lift soll Jugendliche unterstützen, bei denen es absehbar ist, dass sie beim Übertritt ins Berufsleben Mühe haben werden. Ihnen werden ab der siebten Klasse Wochenarbeitsplätze (WAP) bei Gewerbebetrieben in der Region vermittelt, bei denen sie zwischen zwei und vier Stunden die Woche einen ersten Einblick in die Arbeitswelt bekommen.

Bei Tharmini sind es gar mehr als vier Stunden. Freiwillig. «Sie würde wohl am liebsten jeden Tag kommen», sagt Andi Angehrn vom Schloss Hagenwil, wo das Mädchen einen WAP hat.

Der Schlossherr ist voller Lob. Extrem motiviert und fleissig sei Tharmini. Und weil im Sommer keine Lehrstelle frei ist, schuf Angehrn kurzerhand einen Praktikumsplatz an drei Tagen die Woche, vorausgesetzt Tharmini besucht nebenbei das zehnte Schuljahr, optimiert ihr Deutsch, damit sie im Sommer 2018 in Hagenwil die Lehre beginnen kann.

Das wäre ihr Traum, sagt Tharmini und auch für Angehrn wäre es ein Gewinn, da immer weniger Leute bereit seien, am Wochenende zu arbeiten. Für Tharmini ist das kein Problem, schon jetzt jedes Wochenende im Schloss zu arbeiten. Mit Freundinnen in die Disco, das braucht sie nicht. «Da ist es zu laut, um sich zu unterhalten. So kann ich mein Deutsch nicht verbessern. Beim Arbeiten hingegen schon.»