News Bildungslandschaft
Schnuppern im Akkord
Zwei Berufswahlnachmittage führen die beiden Sekundarschulen Egelmoos und Grenzstrasse jeweils mit der gesamten zweiten Oberstufe durch. Seit einigen Jahren gehen die Schüler raus in die Betriebe.
Tagblatt online: 20.11.2016 – Bericht und Bild: Manuel Nagel
Die Augen von Adrian Kappeler leuchten, als er erzählt, dass er schon bald ein Töffli bekomme. Zuerst müsse er nun aber noch die Prüfung machen. Kein Wunder, hat sich der 14-Jährige an diesem Berufswahlnachmittag der Oberstufe für einen Schnupperbesuch beim Zweiradgeschäft Kläusli entschieden.
Ebenfalls für die Lehre des Velo- und Töfflimechs interessiert sich Ivo Eid, der auch sonst gerne an Velos herumschraubt, wie er zugibt. Doch das Berufsbild des Zweiradmechanikers habe sich in den letzten Jahren stark gewandelt, sagt Matthias Schmidhauser, der die beiden Jugendlichen an diesem Nachmittag betreut. Schmidhauser verweist auf die vielen Computer, die es zur Analyse braucht, aber auch auf das Aufkommen der E-Bikes. Der Beruf sei anspruchsvoller, als viele glaubten.
Trotzdem schaut nur eine Handvoll Schüler aus den beiden Sekundarschulen Egelmoos und Grenzstrasse an diesem Donnerstag bei der Kläusli AG herein.
Schule und Gewerbe arbeiten gut zusammen
Organisiert haben die beiden Berufswahlnachmittage am 8. und 17. November einerseits die beiden Sekundarschulen Egelmoos und Grenzstrasse, andererseits der Gewerbeverein Amriswil. GVA-Vorstandsmitglied Simone Himmelberger Eberle kümmert sich bei den Gewerblern um die Beziehung zu den Schulen. Und diese Beziehung sei ausgezeichnet, betonen auch die beiden Schulleiter Hans-Ulrich Giger (Grenzstrasse) und Berni Hartmann (Egelmoos).
Giger erinnert an das Projekt «Lift», welches mittlerweile zum festen Programm wurde, an welchem über 40 Betriebe beteiligt seien. Aber auch die Handwerker-Woche nur für E-Schüler (erweitertes Niveau) sei ein Beispiel für diese gemeinsame Kooperation. Dabei geht es darum, diese Berufe auch den stärkeren Schülern näherzubringen, denn häufig sei noch immer in den Köpfen vieler, dass eher G-Schüler (Grundniveau) handwerkliche Berufe ergreifen, E-Schüler jedoch entweder in eine kaufmännische Lehre oder in die Kanti gehen sollen.
«Wir machen viel für die Kantonsschule», sagt Giger. «Deswegen wollen wir auch etwas fürs Gewerbe tun. Die Betriebe brauchen gute Leute, welche die Firmen einst auch übernehmen können.»
Fernsehshows verhelfen dem Koch zu Ansehen
Deshalb schnuppern alle Zweitklässler flächendeckend – auch jene, die bereits wissen, dass sie ins Gymnasium gehen, oder auch wie Larissa Zürcher: Die Sommerer Schülerin möchte Floristin werden, schnuppert aber dennoch ins Architekturbüro rein. Ein oder zwei Angebote können die Jugendlichen pro Nachmittag wählen. Bei gewissen Betrieben wie beim Wasserschloss von Andi Angehrn dauert der Block den ganzen Nachmittag. Dort erfahren die 13 Schülerinnen und Schüler, wie es in Küche und Service zu und her geht. «Wir benennen auch die Schattenseiten unserer Berufe», sagt Angehrn ganz ehrlich. Zum einen wolle er den Jugendlichen eine Arbeit in der Gastronomie schmackhaft machen, zum andern aber auch für mehr Akzeptanz werben, gerade beim Servicepersonal. «Der Beruf des Kochs», verrät Angehrn, «ist dank der vielen Koch-Shows im Fernsehen wieder attraktiver geworden.»