News Nordstrasse

26.02.2021

Sommeris Gemeindepräsidentin Priska Rechsteiner sagte am Donnerstagvormittag ihren Schulkindern Tschüss.


Schulleiter Ueli Wolf empfängt Priska Rechsteiner nach der Kutschenfahrt auf dem Pausenplatz des Schulhauses Nordstrasse, zusammen mit dem Lehrerkollegium sowie den Kindergärtlern und den Primarschulkindern, die Luftballons steigen lassen. Bild: Manuel Nagel

Bericht: Thurgauer Zeitungonline; Manuel Nagel - 26.2.2021

«Tschüss Arbeit, hallo Pension» steht in bunten Farben auf dem Leintuch, das beim Schulhaus Nordstrasse hängt. Wobei das mit der Pension nicht ganz der Realität entspricht, denn Priska Rechsteiner amtet weiterhin als Gemeindepräsidentin von Sommeri. Allerdings quittiert sie ihren Beruf als Handarbeitslehrerin – oder «Textile Werklehrerin», wie es korrekt heisst – nach über drei Jahrzehnten im Dienste der Schule Amriswil.

Rechsteiners letzter Arbeitstag als Lehrerin begann jedoch nicht wie in den vergangenen 33 Jahren. Da dürfte sie kaum wie an diesem Donnerstagmorgen in ihrem Zuhause in Sommeri vom Schulpräsidenten besucht und von einer Kollegin mit frischen Gipfeli zum Zmorge überrascht worden sein. Danach wartete eine Kutsche vor dem Haus, in der Priska Rechsteiner und Rahel Schneider, mit der die Neo-Pensionärin schon viele Jahre in der Schule zusammenarbeitet, ins Schulhaus an der Nordstrasse fuhr, wo die ganze Schule Spalier stand.

Harte Schale, aber äusserst weicher Kern

Es hatte wahrlich einen royalen Anschein, als Priska Rechsteiner bei blauem Himmel und strahlender Morgensonne durch ihr Dorf fuhr. Es fehlten zum perfekten Bild nur die Untertanen, welche die Strassen säumten und ihrer Königin zuwinkten.

Doch die Sommerer kennen ihre Gemeindepräsidentin nur zu gut und wissen, dass ihr königliche Allüren fremd sind. Ihre Beliebtheit bei den Einwohnerinnen und Einwohnern könnte es dennoch mit so mancher Königin aufnehmen.

Beliebt sei Rechsteiner auch bei ihren Schulkindern, sagte Nordstrasse-Schulleiter Ueli Wolf: «Dass die Kinder gerne zu dir in den Unterricht gekommen sind, habe ich gerade letzte Woche wieder bestätigt bekommen, als ich gesehen habe, wie freundlich und von Herzen sie dich begrüsst haben.»

Auch Rahel Schneider, die ebenfalls Textiles Werken unterrichtet, kann das bestätigen: «Priska ist ein sehr herzlicher Mensch, auch wenn sie eine strenge Lehrerin sein konnte.» Doch sie habe sich immer für alle eingesetzt. Das sei auch den Kindern nicht verborgen geblieben. Schneider erinnert sich zudem, dass oftmals Schülerinnen und Schüler auf dem Bauernhof der Rechsteiners bei der Apfelernte oder im Stall geholfen hätten. «Den Kindern hast du nicht nur Schule gegeben, sondern ihnen auch immer wieder gezeigt, was schaffen bedeutet», sagte Schulleiter Ueli Wolf bei der Verabschiedung vom Lehrerteam.

Herrin über die Kaffeekapseln

Streng war Priska Rechsteiner aber nicht nur zu den Kindern, auch gegenüber den Lehrpersonen konnte sie forsch auftreten. Insbesondere dann, wenn es darum ging, das Geld für die Kaffeekapseln einzutreiben. «Priska war quasi unsere Energiequelle», erzählt Rahel Schneider mit einem Schmunzeln. Und Ueli Wolf sagt: «Lehrer wissen: Das Kaffeeämtli muss funktionieren. Und mit dir hat es jahrelang funktioniert, Priska.»

Wichtig war Priska Rechsteiner auch der Lehrerjass-Stammtisch im «Löwen» Sommeri, den sie initiierte. Fürs Jassen wird sie nun mehr Zeit haben. Auch Kinder wird sie weiterhin um sich herum haben, denn Rechsteiner will und kann sich nun intensiver ihren Grosskindern widmen.