Peacemaker der Nordstrasse

In den letzten 13 Jahren wurden schon über 170 Schülerinnen und Schüler zu Peacemakerinnen und Peacemakern an der Nordstrasse ausgebildet. Es ist wieder einmal Zeit über das erfolgreiche Projekt zu berichten.

Im Schuljahr 2003/2004 wurde im Schulhaus Nordstrasse eine Friedenswoche durchgeführt. Im Rahmen dieser Woche wurden in Zusammenarbeit mit NCBI Schweiz (National Coalition Building Institute) zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler zu Peacemakern ausgebildet. Nach dem erfolgreichen Start übernahmen zwei Lehrpersonen der Nordstrasse die Ausbildung der Kinder zu Peacemakern, sowie auch die weitere Betreuung der Friedensstifter.

Bericht Tagblatt: 26.11.2015

Wer wird zum Peacemaker ausgebildet?

Am Ende jedes Schuljahres werden in jeder Klasse ab der zweiten Jahrgangsstufe zwei Kinder von der Klasse ausgewählt, die zu Peacemakern ausgebildet werden. Die Wahl der Kinder geschieht in einem klar geregelten Verfahren. Die Schüler, welche gerne Peacemaker werden wollen, müssen die Klasse davon überzeugen später für sie zu stimmen. In jeder Klasse kann jeweils ein Mädchen und ein Knabe gewählt werden. Die Ausbildung zum Friedensstifter findet vor den Sommerferien statt. So können die neu ausgebildeten Peacemaker mit ihrem Auftrag gleich im neuen Schuljahr starten.

Wie werden die Schülerinnen und Schüler zu Peacemakern ausgebildet?

Während zwei Morgen und einem Nachmittag während der Schulzeit werden die gewählten Kinder von zwei Lehrpersonen ausgebildet.

Im ersten Teil der Ausbildung wird das Thema Gewalt angeschaut.

Was ist eigentlich alles Gewalt? Nach und nach finden die Kinder selber heraus, dass es nicht nur körperliche Gewalt gibt, sondern man auch auf ganz viele andere Arten Gewalt erlebt oder ausübt. Das kann verbale Gewalt, Gewalt gegenüber Sachen, Gewalt im Internet und noch viele andere Gewaltarten sein.

Ganz wichtig ist es für die zukünftigen Peacemaker auch, dass sie lernen Gewalt aus verschiedenen Perspektiven anzuschauen. Dazu erzählen sich die Kinder selbst erlebte Gewaltgeschichten, in denen sie selber Zeugen, Täter oder Opfer von Gewalt wurden.

Natürlich werden in der Gruppe alle Fragen genau besprochen und auch geklärt weshalb Personen vielleicht Gewalt ausüben oder was Opfer von Gewalt brauchen können.

In einem weiteren theoretischen Teil wird der sogenannte Gewaltkreis und die Gewaltkette behandelt. Hier wird auch zum ersten Mal darauf hingewiesen, wo und wann ein Peacemaker eingreifen kann. Nämlich dann, wenn der Gewaltkreis erst anfängt zu rotieren oder die Gewaltkette noch sehr kurz ist.

Am zweiten Morgen wird die Arbeit des Peacemaker genau angeschaut. Wofür sind die Friedensstifter zuständig und was ist immer noch Sache der Lehrpersonen oder Eltern? Danach lernen die Kinder wie sie als Peacemaker genau agieren müssen. Dazu lernen sie ein Fünfschritte-Schema kennen, mit dem sie in der Lage sind, Streitigkeiten unter ihren Mitschülern konstruktiv lösen.

Im letzten Teil der Ausbildung üben die neuen Peacemaker das Fünfschritte-Modell in verschiedenen Rollenspielen anzuwenden und so Sicherheit für ihre Arbeit nach den Sommerferien zu gewinnen.

Wofür sind die Peacemaker zuständig?

Peacemaker sind keine Polizisten oder Richter und ersetzen auch nie die Pausenaufsicht der Lehrpersonen. Sie sind dazu da, Streitigkeiten oder Unstimmigkeiten unter Schülern auf dem Pausenplatz oder innerhalb der eigenen Klasse zu lösen (oder es zumindest zu versuchen). Ganz wichtig bei ihrer Arbeit ist, dass sie immer zu zweit einen Konflikt lösen und nur Konflikte von gleichaltrigen oder jüngeren Kindern anschauen. Von Vorteil ist es auch, wenn immer ein Mädchen und ein Junge der Peacemaker sich einem Streit annehmen.

Falls die Peacemaker es nicht schaffen einen Streit zu lösen, wenden sie sich entweder an die Pausenaufsicht, einen Peacemakerlehrer oder die Lehrpersonen der involvierten Kinder.

Ganz klar ist auch, dass auch die Peacemaker ihre Pausen geniessen sollen und nicht über den Pausenplatz patroullieren müssen. Da die anderen Kinder auch wissen, wer im aktuellen Schuljahr Peacemaker ist, sollen diese auch selber Friedensstifter holen, wenn diese gebraucht werden.
Und natürlich dürfen auch Peacemaker streiten!

Wie verläuft ein Peacemakerjahr?

Vor den Sommerferien werden die neuen Peacemaker ausgebildet. Am Willkommanlass im neuen Schuljahr erhalten die Peacemaker ihren Ausweis und werden allen anderen Schülerinnen und Schülern vorgestellt. In der zweiten Schulwoche besuchen die Peacemaker alle Klassen und zeigen

noch einmal wer sie sind und wie sie arbeiten. Neben dem Eingang des Schulhauses hängen ausserdem die Fotos der Peacemaker.

Danach beginnt für die Peacemaker ihre Arbeit auf dem Pausenplatz und in den Schulklassen. Dazu treffen sich die Peacemaker jede vierte Schulwoche mit einem der Peacemakerlehrer. Bei diesen Treffen werden Erlebnisse ihrer Arbeit oder Fragen besprochen. Ausserdem behandeln die Kinder immer ein weiteres Thema, das zu ihrer Arbeit passt, zum Beispiel das Thema „wunde Punkte", „Fluchwörter", „Vorbilder" oder Ähnliches.

Am Ende des Schuljahres gibt es jeweils noch einen Abschlussausflug und ein Abschlussessen mit den Peacemakern, bevor sie dann in Pension geschickt werden.

Natürlich dürfen aber auch pensionierte Peacemaker in einem folgenden Schuljahr bei Engpässen reaktiviert werden.

Was bringen die Peacemaker?

Lehrer, die schon vor dem Peacemakerprojekt an der Nordstrasse gearbeitet haben, berichten, dass sich die Grundstimmung auf dem Pausenplatz sehr zum Positiven verändert hat. In den letzten Jahren hatten die Peacemaker, vor allem innerhalb der älteren Schüler, relativ wenig Arbeit. Wenn, dann gab es Streitigkeiten bei den jüngeren Schülern zu lösen. Wir glauben auch, dass nur schon das Wissen, dass es Peacemaker gibt, die Kinder friedlicher macht.

Ausserdem sind in einer Sechsten Klasse total sechs pensionierte und zwei aktive Peacemaker. Und diese acht Schüler wissen alle, wie man konstruktiv Konflikte lösen kann.